Jakobsweg Teil 3
Pamplona - Santiago de Campostella
6. Etappe Sahagun - Leon (La Virgin del Camino - Jungfrau des Weges)
Dienstag, den 26. Juni 9.30 Uhr Ankunft 13.30 mit 70 km nur 350 Hm.

Wunderbare Nacht, keine Schnarcher, 9.30 auf der Piste. Schotter und Straße sind gemischt, wieder 45° und ich trage wieder die Sonnenschutzgarnitur des gestrigen Tages.

Bis Leon meist tote Käffer, Ausnahme: Mansilla de la Mulas - Ort der Eseltreiber - ein  hübsches Städtchen, Markt. Ich frage einen Standbetreiber, ob er mir von den Orangenbergen, die auf den Verkauf warten einen Saft pressen kann. Kann er nicht - ist vielleicht ein direkter Nachkomme von den Eselstreibern.

Leon, Großstadt immer mit dem gleichen Problem: Die Markierungen gehen verloren, sind für Wanderer angebracht u. ich bin zu schnell. Dank Navi komme ich gut durch. Leon hat natürlich Herbergen die sind alle in der Stadt. Da kommt am nächsten Morgen das Problem mit dem Verkehr, daher zur nächsten Station mit Herberge nur 10 km hinter Leon Altstadt: Virgin del Camino.

Herberge sehr gut, nur 5 €, im Schlafsaal mind. 20 Leute. Und einer schnarcht wie wahnsinnig. Direkt im Bett neben mir. Nachts muss ich umziehen in ein anderes Bett soweit als möglich weg von dem - nützt nichts koche vor Wut kann nicht schlafen. Aufgestanden den einmal wütend und kräftig an den Füßen geschüttelt - und siehe da von nun an war Ruhe. 

Leon mit dem Bus, 1,50 € bis Stadtmitte, Plaza Santo Domingo. Leckere Tortas, etwas komischen Capuccino - Herz was willst du mehr. Bisher gab es nichts zu sehen von Problemen in der span. Wirtschaft, in Leon an dem Tag schon: Große Demo von Bankangestellten vor der Hauptstelle der Spanischen Sparkasse, der Region Castillien & Leon. (Bilder).
Bankangestellte Inés
mit Eisernem Mann
...ein eiserner -
..ein weniger eiserner
Mit Inés, Angestellte der Sparkasse u. der Freundin anschließend Besuch bei einem Fest nicht weit von der Demo entfernt. Liegt Leid - Arbeitslosigkeit und Freud - Feste feiern wie sie fallen - nur in Spanien so dicht beieinander?? Auf dem Fest gab es Musik, Bühne, Stände mit Essen, alles voller Menschen.

7. Etappe Leon /Virgin del Camino) - Rabanal del Camino
Mittwoch, den 27. Juni, Start 8.00 Uhr Ank. 13.20 Uhr 68 km, nur 570 Hm. Reine Fahrzeit 4:12 Minuten.

Erster Ort hinter Virgin del Camino: Villar de Mozarifa - tot aber eine Bar, 2 Ltr. Wasser in den Camelback. Nächste Orte sind zusammen: Puente und Hospital de Orbigo. Wunderschönes Städtchen - hier könnte man bleiben u. seine Memoiren schreiben. Schmale Brücke über den Fluss nichts für Autos. Pilger, Cafes, Ambiente.

Ortsausgang zwei Varianten: Entweder entlang der Straße oder über ein paar Dörfer. Zwei Koreaner kamen mit der Routenbeschreibung nicht klar, nach kurzer Erklärung entschieden sie sich für die Dörfer - ich nicht. Erstmals sah der Himmel nach Regen aus, also die schnellere Variante. Das war eine gute Entscheidung, der Regen war eine Schauer und mein Magen hing schon unten, das Frühstück bestand nur aus Restbeständen des Vortages.

Astorga, die nächste größere Stadt. Cafe mit Wi-Fi, zwei superhübsche Girls führen den Laden, draußen Sonne die trocknet während leckeren Frühstücks die letzten Feuchtigkeiten. 

Bis Rabanal del Camino führt der schmale Wanderweg parallel zur Straße, dauernde Kollisionsgefahr mit Wanderern  nehme die Straße, komme gut voran u. bin in Rabanal nicht tot. Hinter Rabanal ist Schluss mit flacher Ebene da geht es ordentlich hoch in die Berge, deshalb höre ich hier einfach mal auf.

Dietrich, netter Mann aus Bayern sitzt vor der Bar, er hat was zu verarbeiten wie die meisten die sich auf den Weg machen, egal ob Bike oder zu Fuß: Abstand zum Tagesgeschehen, Distanz zu häuslichen Themen/Problemen, neue Gedanken fließen lassen - das sind die Hintergründe für diesen langen Weg der Strapazen, den sich die Menschen selbst auswählen. Es gibt neue Kontakte, Menschen, andere Sichtweisen und mancher ist schon auf dem Trip geblieben: Cafe aufgemacht, Pilgerin oder Ansässige geheiratet; Kreuze am Wegrand zeugen auch von gestorbenen Pilgern.

Hier wie dort: Jeder hat sein Päckchen zu tragen...
Hab  ich mich verfahren?? Bin ich im wilden Westen gelandet?
Nein, keineswegs - manchmal ist der Gedanke nicht so weit
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